Für Frieden und Abrüstung, die Waffen nieder

Mehrere Hundert Menschen folgten heute in Rosenheim einem Aufruf der Gewerkschaften zu einer Friedenskundgebung anlässlich des Angriffskrieges in der Ukraine.

Bildquelle: https://twitter.com/PresseMueller

Im Folgenden dokumentieren wir den Redebeitrag des langjährigen Gewerkschafter Helmut Türk-Berkhan:

Liebe KollegInnen und Kollegen, liebe Friedensfreunde,

Warum sollen wir als GewerkschafterInnen für Krieg sein ?

Sprachlos?

Hilflos?

Wütend?

Unorientiert?

Was viele von uns nicht für möglich gehalten haben, ist eingetroffen, die Armee Russlands hat einen Angriff auf das Staatsgebiet der Ukraine gestartet.

Für mich persönlich, der das Glück hatte, schon – allerdings zu Zeiten der Sowjetunion – in beiden damaligen Sowjetrepubliken im Rahmen eines Friedenszuges gewesen sein zu dürfen und mich nicht erinnern zu können, damals Feindseligkeiten wahrgenommen zu haben, ist dieser Schritt unfassbar.

Auch wenn sich die Ukraine der Umsetzung des Minsker II all die Jahre weitgehend verweigert haben und die NATO Staaten die berechtigten Sicherheitsinteressen Russlands negieren – dies ist trotzdem kein Freibrief für einen Krieg, wie wir ihn aktuell aus der nahen Ferne erleben müssen. Die Souveränität und territoriale Integrität aller Länder muss respektiert und gewahrt werden.

Menschen haben mehrere Grundbedürfnisse, ein wichtiges Grundbedürfnis ist – sie wollen in Frieden leben. Krieg bedeutet immer Tote, Verletzte, Traumata, massive persönliche und wirtschaftlicher Schaden und zwar insbesondere und zuerst bei den vor Ort unmittelbar Betroffenen.

Der öffentliche Diskurs scheint uns zu zwingen, Partei zu ergreifen: entweder für den russischen Imperialismus oder für den Expansionismus der NATO und speziell die Rolle der USA. Wir sollen entweder für den einen oder für den anderen Nationalismus Partei ergreifen.

Dabei organisieren doch beide Systeme die Ausbeutung lediglich mit unterschiedlichen Mitteln. Wer wird in diesem Machtkampf Russlands mit den Nato-Staaten, in dessen Mitte die Ukraine nur eine Verhandlungsmasse ist, verlieren ?

Für uns in Europa stellt sich auch die Frage, wie lange wir uns entgegen eigener Interessen weiter vor den Wagen einer Aufrechterhaltung der um ihre Vormacht kämpfenden Weltmacht USA spannen lassen wollen und als blinde Vasallen hinterherlaufen.

Als Gewerkschafter frage ich mich, wo auf beiden Seiten die Gewerkschaften stehen und da lese und höre ich fast nichts – dies hängt zum einen mit der Schwäche der Gewerkschaftsbewegungen sowohl in der Ukraine wie in Russland zusammen, zum anderen sicher auch mit der aktuellen Zensur in beiden Ländern.

Deshalb kann ich im Moment nur aus einem Statement der polnischen Gewerkschaftsbewegung ausschnittsweise zitieren:

“Im Zusammenhang mit dem Angriff russischer Truppen auf die Ukraine bringt die Nationale Kommission der UZI ihre Solidarität mit der Zivilbevölkerung der Ukraine, den ukrainischen Gewerkschaften und den in Polen lebenden und arbeitenden Bürgern und Staatsangehörigen der Ukraine zum Ausdruck. Wir stehen auch in Solidarität mit den Bürgern der Russischen Föderation, die gegen Krieg und Militarismus protestieren. Bewaffnete Konflikte dienen der Finanzelite, die sich am Waffenhandel und an natürlichen Ressourcen bereichert, und den Machthabern, die ihr politisches Kapital auf der Androhung von Krieg aufbauen. Der Imperialismus – ganz gleich, wer dahinter steht – läuft immer den Interessen der arbeitenden Menschen zuwider, unabhängig von ihrer Nationalität.

Wir als GewerkschafterInnen rufen alle KollegInnen in Russland und in der Ukraine auf, aus den Erfahrungen der Vergangenheit zu lernen.

Was heißt das ??

Die zerstörerische Idee des Krieges aus den Köpfen der Menschen zu verbannen, damit die Idee einer Kultur des Friedens Raum in unserem Bewusstsein und unseren Herzen finden kann.

Kultur des Friedens bedeutet: Der Gegenentwurf zu einer Welt mit Krieg, Hunger, Hass, Ausbeutung, Zerstörung der Natur und der menschlichen Persönlichkeit.

Wie uns auch dieser Krieg wieder zeigt ist der auch von den deutschen Gewerkschaften 1957 mit begründete Antikriegstag, der an die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges durch Nazi-Deutschland am 1. September 1939 erinnert, bitter notwendig. Wir haben als Deutsche eine doppelte Verpflichtung und Verantwortung, uns für Frieden und nicht für Rüstung einzusetzen.

Keine Waffen aus Deutschland in das Kriegsgebiet, Deeskalation, nicht weitere Eskalation ist das Gebot jetzt !!!

Für Frieden und Abrüstung, die Waffen nieder – in Russland, der Ukraine! Waffenstillstand !!!

Alle, also inklusive von Vertretungen der sogenannten zwei Volksrepubliken sofort zurück an den Verhandlungstisch!

Lasst uns das auch wieder deutlich machen mit vielen bunten und vielfältigen Aktionen heuer bei den Ostermärschen – es ist an der Zeit!!

Vielen Dank für Euere Aufmerksamkeit!

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