Wir trauern um unseren Genossen Horst Bergmann

Wir trauern um unseren Genossen

Horst Bergmann

3.2.1940 – 13.4.2020

Er ist in der Nacht zum 14.4. alleine in einer Pflegeeinrichtung an den Folgen einer Krebserkrankung verstorben. Sein Tod stand in einem starken Gegensatz zu seinem geselligen, aktiven und politischen Leben.

Der Tod seines Vaters, der als Soldat in der Wehrmacht starb ließ ihn schon früh zu einem leidenschaftlichen Pazifisten und Antimilitaristen werden.

Horst war für mehrere Jahrzehnte ein wichtiger, bekannter und geschätzter Genosse in München, der in vielen gesellschaftlichen Bereichen aktiv war und dabei immer seinen politischen Überzeugungen treu blieb. In den 1970ern trat er der DKP und IG-Metall bei. 25 Jahre

hat er sich als Betriebsrat für die Interessen der Belegschaft der Siemens-Hofmannstraße eingesetzt. Davon 20 Jahre freigestellt. Sein gemeinschaftlicher Kampf um Tausende von Arbeitsplätzen gegen die Siemens-Konzernspitze war beispielhaft. Auch war Horst einer der Mitbegründer des ersten (und möglicherweise einzigen) Kinderladens in München.

Er war zeitweise Mitglied des Vorstandes der DKP und trat für seine Partei die Kandidatur für das Amt des Münchener Oberbürgermeister an. Seine Vorstellungen darüber, wie eine kommunistische Partei auf Tuchfühlung mit der gegenwärtigen Zeit zu sein habe, deckten sich nicht immer mit der DKP-Parteilinie. Nach seinem politischen Verständnis sei Kommunismus nicht ein Zustand, der hergestellt werden soll, ein Ideal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten haben wird. Er stimmte damit überein, dass Kommunismus die wirkliche Bewegung sei, welche den jetzigen Zustand aufhebt.

Er trat in den letzten Jahren der marxistischen Linken bei.

Es war mit seine Idee, 2011 in Rosenheim ein permanentes Bündnis fortschrittlicher und linker Menschen zu organisieren und dafür eine feste Institution zu schaffen: Das „Z – Linkes Zentrum in Selbstverwaltung“. Über fast 10 Jahre kämpfte er mit uns mit Worten, Schnupftabak und Tatendrang für einen solidarischen Raum und ein solidarisches Miteinander in Rosenheim. Besonders ihm war es wichtig, dass wir miteinander in einen Dialog treten, dass wir gemeinsam diesen Raum mit Ideen und Idealen füllen. Horst war ein gebildeter Marxist mit einem umfassenden Verständnis der gesellschaftlichen Verhältnisse, wobei ihm die Perspektive einer kommunistischen Partei immer wichtig war. Aber er blickte gerne über den Tellerrand seiner Partei hinweg.

Sein von marxistischer Philosophie geprägtes Denken wusste er humorvoll in Fragen politischer Praxis zu übersetzen: Junge Gewerkschaftslinke fragte er einmal verschmitzt grinsend, wie weit es denn mit dem Vorhaben stünde, die Gewerkschaft auf den Kopf zu stellen, nur um sie dann darauf hinzuwesen, dass es aber darum ginge, die Gewerkschaft auf die Füße zustellen.

Er diskutierte gern und ausdauernd. Dazu passend verbrachte er gerne Zeit beim Stammtisch mit seinen Freunden.

Er liebte lange Wanderungen in den bayrischen Bergen. Beim Schwammerlsuchen konnte er alles um sich herum vergessen. Wenn es darum ging, an Demonstrationen teilzunehmen, pflegte er bisweilen, sein gehobenes Alter bewusst zu vergessen, um sich mit jungen Antifas auf Busreisen zu begeben, was bei allen Beteiligten auf Begeisterung stieß.

Horst wollte jung bleiben, er wollte leben, er wollte das Leben in allen Zügen genießen, so lange es nur irgendwie möglich war. Umso mehr schmerzt es zu wissen, dass ihm dies auf seinem letzten Lebensabschnitt verwehrt blieb und er in diesen schweren Zeiten alleine sterben musste.

Horst, wir werden dich in unseren Kämpfen missen.

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