23.09.: „Systemkrise – Warum der Kapitalismus an sich selber scheitert“ Vortrag mit Prof. Dr. Claus Peter Ortlieb (Hamburg)

Am Sonntag den 23. September referiert der Hamburger Professor Claus Peter Ortlieb im Rosenheimer Z (Innstr. 45a) zu der Thematik „Systemkrise – Warum der Kapitalismus an sich selber scheitert“. Der Vortrag, welcher um 19:00 Uhr beginnt, ist eine Veranstaltung der infogruppe rosenheim in Kooperation mit dem Kurt Eisner Verein im Rahmen der Themenreihe “Krisen” des Z – Linkes Zentrum in Selbstverwaltung.

Die vorherrschende Erklärung für die gegenwärtige Weltwirtschaftskrise besteht darin, sie auf die Krise des Finanzsektors oder gar die „Gier“ und den „Größenwahn“ seiner Protagonist*innen ursächlich zurückzuführen. Dabei wird geflissentlich übersehen, dass das Wachstum der Weltwirtschaft seit Jahrzehnten wesentlich durch spekulative Differenzgewinne und Defizitkreisläufe, also durchs Schuldenmachen in Gang gehalten wurde. Die Rede vom „Übergreifen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft“ ist deshalb irreführend.
Tatsächlich wurde die seit Anfang der 1980er Jahre wirksame Krise der Realwirtschaft durch kreditäres deficit spending nur immer weiter aufgeschoben, bis die Kreditgeber schließlich an den zunehmend fauler werdenden Krediten zu ersticken drohten. Die nahe liegende Frage nach den tieferen Ursachen der realwirtschaftlichen Krise, also der Unmöglichkeit, noch in ausreichendem Maße reale Gewinne zu machen, wird dagegen nicht gestellt, weil sie in der Tat ein Ende des Kapitalismus und nicht nur die mangelnde Tragfähigkeit besonderer Modi kapitalistischer Vergesellschaftung ins Blickfeld rücken würde. Von dieser Frage soll hier die Rede sein.
Der Versuch einer Antwort knüpft an die mehr als 150 Jahre alte Marxsche Bestimmung eines innerkapitalistischen Widerspruchs an, den Marx für geeignet hielt, die auf dem Wert beruhende Produktionsweise „in die Luft zu sprengen“. Und zwar auch dann, wenn weit und breit kein revolutionäres Subjekt zu sehen ist, das willentlich ein Ende des Kapitalismus herbeiführen wollte: „Das Kapital ist selbst der prozessierende Widerspruch dadurch, daß es die Arbeitszeit auf ein Minimum zu reduzieren sucht, während es andrerseits die Arbeitszeit als einziges Maß und Quelle des Reichtums setzt.“ Marx (Grundrisse: 593)
Dieser Widerspruch treibt die kapitalistische Wachstumsdynamik zwanghaft an, die jetzt an ihre Grenzen stößt: auf die innere Schranke der unmöglich werdenden Mehrwertproduktion und auf die äußere, ökologische Schranke.
Claus Peter Ortlieb, Jahrgang 1947, ist Professor für Mathematik an der Universität Hamburg und Redakteur der Zeitschrift EXIT! Krise und Kritik der Warengesellschaft. Desweiteren publiziert er u. a. in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, Frankfurter Rundschau und konkret, Arbeitsschwerpunkte: Wissenschafts- und Erkenntniskritik, Ökonomiekritik, Krisentheorie.
Der Vortrag beginnt um 19 Uhr. Bereits ab 18 Uhr ist das Z für Besucher*innen als Infoladen geöffnet.

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