Rosenheim (re). Am Sonntag, den 09. Oktober findet im „Z – linkes Zentrum in Selbstverwaltung“ (Innstr. 45a, ehem. Buchhandlung Irrlicht) eine Oskar Maria Graf Lesung statt. Zu hören gibt es Texte aus – Oskar Maria Graf, “Wir sind Gefangene” und “1918-1933 – Gelächter von außen”.
München 1918, Unruhen, Aufstände und ständige Hungerdemonstrationen durchziehen die Stadt. Am 07.11.1918 kommt es schließlich zum Sturz des bayrischen Monarchen Ludwig III. und zur Ausrufung des Freistaates Bayern. Fortan soll ein Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrat über die Geschicke bestimmen.
Nachdem Eisner am 21. Februar 1919 von dem reaktionären Attentäter Graf Arcor Valley ermordet worden war, wurde die Landtagssitzung nach Tumulten, die zwei weitere Todesopfer zur Folge hatten, vertagt. Als provisorische Regierung konstituierte sich ein „Zentralrat der bayerischen Republik“ unter Ernst Niekisch (SPD, später USPD). In der Folgezeit spitzten sich die Machtkämpfe zwischen Anhängern des Rätesystems und des pluralistischen Parlamentarismus zu.
Am 17. März wurde Johannes Hoffmann (SPD) als Vertreter einer pluralistisch-parlamentarischen Demokratie vom Landtag zum Ministerpräsidenten Bayerns gewählt. Gegen dessen Regierung kam es am 7. April zur Bildung der Räterepublik, die sich in zwei Phasen aufteilen lässt: Die erste war in ihrer Führung dominiert von anarchistischen Intellektuellen, die zweite von Anhängern und Mitgliedern der KPD.
Ab Mitte April griffen vom inzwischen nach Bamberg ausgewichenen Kabinett Hoffmann zu Hilfe gerufene Freikorpseinheiten, vereinzelt auch als Weiße Truppen bezeichnet, die Verteidiger der Räterepublik an und eroberten zusammen mit aus Berlin entsandten Reichswehrverbänden München bis zum 2. Mai 1919 zurück. Im Laufe der Kämpfe kam es zu Grausamkeiten, bei denen hunderte Menschen als Opfer der Freikorps starben.
Bestimmte Entwicklungen im Revolutionsverlauf, zum Beispiel das Vorgehen der SPD-Spitze mit ihrem Rückgriff auf reaktionäre, militärische und paramilitärischer Verbände zur Niederschlagung der Räterepublik, begünstigten nationalistische Kräfte in Bayern. In den 1920er Jahren wurde Bayern zur “Ordnungszelle“ des Deutschen Reiches.
Mittendrin der junge Schriftsteller Oskar Maria Graf, der über seine Begegnung mit einer Fülle von Gestalten erzählt und Zeugnis ablegt über sein Engagement während der Revolution und der Räterepublik. Er verurteilt gnadenlos die Schleicher, Zyniker, Ideologen und die sich jeder Strömung anpassenden Mitmacher.
Die Lesung ist eine Veranstaltung der infogruppe rosenheim in Kooperation mit dem Kurt-Eisner-Verein für politische Bildung in Bayern e.V.. Der Eintritt zu der Veranstaltung, welche um 19:00 Uhr beginnt, ist frei. Das Z hat bereits ab 18:00 Uhr geöffnet.